Ein Vorbild in Sachen Umwelt

Allgäuer Zeitung vom 11. Juli 2007

Wildpoldsrieder Wasserlandschaften im Moor feierlich eröffnet

Von HUBERT LINGG
Wildpoldsried - So gemeinsam, wie die das Projekt WiWaLaMoor gestemmt wurde, so gemeinsam wurde es auch eröffnet. Zu Dritt drehten sie oben, auf dem schönen Aussichtspunkt des Huhgersberg, an den symbolischen Wasserrädern - Landwirtschaftsminister Josef Miller, der Wildpoldsrieder Bürgermeister Arno Zengerle und Heribert Kammel, Vorsitzender der Lokalen Aktions Gruppe des LeaderPlus-Programmes. So lange, bis die Wasserfontäne unten im neuen Dorfteich hoch sprühte. Der Eröffnung der Wildpoldsrieder Wasserlandschaften wohnten auch der stellvertretende Landrat Seger, mehrere Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden sowie die Vertreter vom Landwirtschaftsamt und dem Gemeinderat bei.

In kurzen Zügen umriss Arno Zengerle nochmals den Beginn der Planung bis zum Tag der Eröffnung. Wildpoldsried habe sich stets bemüht, innovative Ideen zu entwickeln und auch umzusetzen, betonte er. Sowohl bei der regenerativen Energieerzeugung, verbunden mit der Energieeinsparung, als auch bei der Verwendung von Holz als ökologischer Baustoff habe sich Wildpoldsried bereits hervorgetan und viele Nachahmer gefunden.

Nun sei mit der Baumaßnahme WiWaLaMoor (Wildpoldsrieder Wasserlandschaften im Moor) erneut ein Umweltprojekt geschaffen worden, das zum Schutz der ober- und unterirdischen Wasservorkommen und ökologischen Abwasserreinigung dient. Auch das neueste Projekt finde über die Grenzen hinaus Anerkennung und zwischenzeitlich auch im eigenen Ort große Zustimmung. Die nicht unerheblichen Kosten von 810 000 Euro werden durch den Zuschuss von 405 000 Euro über das Landwirtschaftsministerium durch das LeaderPlus-Programm im tragbaren Rahmen gehalten, so Zengerle weiter. Es ist das bisher größte Bauprojekt, welches bisher über LeaderPlus gefördert worden sei. Der Wildpoldsrieder Gemeindechef betonte weiterhin, dass allein ein Auftragsvolumen von 750 000 Euro an Allgäuer Handwerksbetriebe vergeben werden konnten. Der bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller, schon mehrmals in Wildpoldsried zu Gast, wies auf die beispielhaften Anstrengungen der Gemeinde in Bezug auf ökologische Bauweise hin.

Vorbildfunktion

Den Wildpoldsriedern stellte Josef Miller eine Vorbildfunktion in Sachen Ökologie und Wasserbewirtschaftung aus. "Lieber setzen wir das Geld in solche Maßnahmen um, anstatt es in der Bürokratie zu vergraben", so der Allgäuer Politiker aus bäuerlichem Hause und mit dem Verständnis für die Allgäuer Mentalität, wie ihn Arno Zengerle beschrieben hatte. Josef Miller dankte den Wildpoldsriedern und auch den Ansprechpartnern aus seinem Hause, dem Behördenleiter Dr. Alois Kling und Bruno Bernhard von der Strukturentwicklungsgruppe. Der Leiter der Leader-Aktionsgemeinschaft Oberallgäu, zusammen mit seiner führenden Angestellten Dr. Sabine Weizenegger gekommen, ging nicht nur auf das Geschaffene ein, er bat den anwesenden Landwirtschaftsminister auch, sich auch weiterhin für die Zuweisung der ab 2008 neu zu vergebenden Zuschüssen einzusetzen. Denn man habe bereits weitere Vorhaben in Planung, nicht zuletzt die "Moos-Allianz Allgäu", welche die vielfältigen Moore in neue "Werte" setzen soll. Nach der kirchlichen Segnung durch Pfarrer Puthava Johnson . führte der Bürgermeister seine Gäste durch das WiWaLaMoor, welches von fünf Hauptpunkten geprägt ist. Beginnend mit dem Angermoos, in dem das Niederschlagswasser bereits gepuffert und gefiltert wird. Das Feuchtbiotop ist Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere, sorgt aber auch für Hochwasserschutz bei den Anliegern und mindert die Auswirkungen im Unterlauf der nachfolgenden Bäche und Flüsse.

Gestaltendes Element

Der Badeteich beweist, dass Regenwasser als gestaltendes Element und als Gewässer für Erholungszwecke genutzt werden kann. Dies gilt für warme Jahreszeit als auch für den Winter bei entsprechender Kälte. Entsprechend ist auch der Zulauf am Weiher, wie man auch am Tag der Eröffnung wiederum erleben konnte. Der Badeteich ist mit Kiosk und entsprechenden sanitären Anlagen ausgestattet. Die Streuobstwiese am Hungersberg, mit 96 Obstbäumen neu bepflanzt, braucht den Regen ebenfalls zum Gedeihen. Diese Streuobstwiese wird von Fachleuten aus dem Obstbaugebiet um Veitshöchheim betreut und wissenschaftlich begleitet. Der "Hungersberg", an dem die Streuobstwiese gepflanzt wurde, dürfte dadurch wohl bald einen neuen Namen bekommen. Eine Pflanzenkläranlage reinigt das benutzte Wasser nochmals in natürlicher Weise und gibt es an die Natur zurück. Ein Fußweg führt durch das von reichhaltiger Fauna und Flora gefüllte Gelände und kann sozusagen als "offenes Klassenzimmer" für die Wildpoldsrieder, aber auch andere, Schulen genutzt werden.