Zur Erfrischung reicht die Flachwasserzone

Selbsttest mit den Füßen im neuen Further Naturbad / Hoher Spaßfaktor durch Sprungfelsen, Trampolin-Floß und Spielbach
Süddeutsche Zeitung: vom 25.05..2009

Oberhaching

Heiß, wie bestellt, brutzelt die Sonne am ersten richtigen Badetag des Jahres aufs neue Further Bad. Dennoch ist es für manche noch nicht heiß genug: Während die Jungen schon kurz nach der offiziellen Freigabe ins Becken drängen, halten sich Eltern, Gemeinderäte, Planer und sonstige Ehrengäste vorerst zugunsten inwendiger Abkühlung zurück. Vielleicht hätte Bürgermeister Stefan Schelle, kaum vom Eröffnungssprung aufgetaucht, nicht gleich ein „Saukoid" heraus prusten sollen. So ganz ohne Akklimatisierung und überhitzt springt man aber auch höchstens, wenn man gleich zwei ausgebildete Retter an seiner Seite weiß.

Wer es dagegen langsam angeht, erst die Füße reinhängt und ein bisschen herumpritschelt, stellt nach den ersten Zügen fest: Geht eigentlich! Mit den am Morgen gemessenen 19 Grad ist das neue Naturbad ohnehin schon wärmer, als es das alte, tiefere Becken war, vor allem dank ausgedehnter Flachwasserzonen. Dort sorgt nicht nur die Temperatur fürs natürliche Badeerlebnis: Zwischen den Zehen quillt auch feinsandiger Schlick empor.

Der schmeichelt zwar den Füßen, trübt aber das Wasser binnen kurzem, grad wie im Amazonas. Höchstens ein ästhetisches Problem für den einen oder anderen, versichern die Planer. Dennoch will man demnächst einen Teil des natürlichen Bodenbelags absaugen und hofft dafür auf ein paar ruhige Regentage im Juni. Anderen ist die eingeschränkte Sicht grade recht: Wolfgang Langoff aus Potzham zieht seine Bahnen im Neoprenanzug, nicht weil er besonders verfroren wäre, sondern weil er das Bad zum Triathlon-Training nutzt. Wer im Hallenbad über der schwarzen Markierungslinie trainiert, bekomme in der Natur - meistens zur Freude der Konkurrenten -oft keinen geraden Kurs hin, erklärt der Ausdauersportler. Richtig trainieren kann man freilich nur außerhalb der allgemeinen Öffnungszeiten, weswegen Langoff im Januar dem Förderverein beigetreten ist, wo er sich demnächst auch als Rettungsschwimmer engagieren will.

Noch vor dem Sport kommt für die meisten Besucher der Spaßfaktor. Entsprechend belagert sind der Sprungfelsen, das kreisrunde Trampolin-Floß oder die Fontänen, über die das Wasser aus der Pflanzenklärung ins Becken zurückgeleitet wird. Besonders dicht wurlt es am granitgefassten Spielbach, der sich mit kleinen Holz-Wehren stauen lässt. Dicht am Gewühl sitzen Helmut Schmid, Helmut und Renate Köllnberger, die hier vor Jahrzehnten einen Teil ihrer Kindheit verbracht haben. Fast ruhig findet es Schmid heute im Vergleich zur Nachkriegszeit, als das einzig intakte Bad weit und breit Tausende anzog. Am schönsten sei es aber in den 70em gewesen, als sich nur noch ein kleiner Kreis von Stammgästen Bad traf. Wie der gesamte harte Kern der früheren Bade-Belegschaft, ist Brigitte Köllnberger dem Förderverein beigetreten. Schmid glaubt, die vielen jungen Familien unter den Besuchern würden mit der Anlage sicher pfleglich umgehen.


Julian Raff