Schwimmteiche aus der Werkstatt - Claus Schmitt baut Schwimmteiche nach Maß

von Jörg Baumhauer - erschienen in "Der Schwimmteich" 04 / 2007


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Mit steigendem Interesse am Produkt Schwimmteiche nimmt augenblicklich auch die Zahl der Anbieter zu. Schwimmteichbauer und Schwimmteichplaner scheinen nur auf den Augenblick gewartet zu haben, sich endlich als Fachleute präsentieren zu können. Für den Laien, ob es sich nun um eine Gemeinde, einen Verein oder einen privaten Bauherrn handelt, ist die Auswahl des richtigen Anbieters schwierig. Eine wichtige Entscheidungshilfe ist die Erfahrung, auf die ein Anbieter verweisen kann. Claus Schmitt von der Wasserwerkstatt in Bamberg ist so ein erfahrener Schwimmteichprofi.

Lange Jahre arbeitete er als Technischer Leiter im Landschaftsbaubetrieb John, einem lizensierten Partnerbetrieb der Swimmingteichgruppe, bevor er sich vor einigen Jahren mit einem Planungsbüro selbstständig machte. Seit dem plant er private und öffentliche Schwimmteiche, unabhängig von Größe, Gestalt und Einsatzbereich. Allerdings schränkt er seinen Wirkungsbereich selbst etwas ein: "Im Prinzip arbeiten wir für jeden Kunden, doch der private Bauherr mit Schwimmteichen bis zu 500 qm Größe werden häufig vom Schwimmteichbauer so gut und umfangreich bedient, dass er weniger zu unserer Zielgruppe gehört." erklärt Claus Schmitt. Viele Jahre betreute er den Bereich der privaten Schwimmteiche bei der Firma John als Bauleiter. Damit gehört er zu dem Bereich der frühen Schwimmteichbauer und -planer in Deutschland. Unter anderem wird das an seinem Engagement für die Schwimmteiche deutlich, denn er gehört zu den ersten Mitgliedern in der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer e.V. (DGfnB) Und daran liegt ihm viel, wie seine Wahl in den Vorstand der DGfnB zeigt. Denn seiner Ansicht nach sind die Lobbyarbeit und die Entwicklung von Normen für das Produkt Schwimmteich noch hilfsbedürftig.

Hoher Anspruch

An seinem Einsatz für das Produkt Schwimmteich merkt man, wie sehr es ihm am Herzen liegt. Sein hoher Anspruch an Wasserqualität und Funktionalität ließen in ihm daher schon früh die Erkenntnis reifen, dass sich mit einer Gruppe von Fachleuten professionellere Produkte anbieten lassen. "Im Bereich der Hydraulik, Steuerungselektronik und Strömungssimulation für größere Anlagen arbeiten wir seit Jahren mit dem Büro Polyplan zusammen" sagt C. Schmitt. Für ein optimales Ergebnis sei die Arbeit von spezialisierten Ingenieuren unverzichtbar. Allein ein guter Gestaltungsplan und Kenntnisse aus dem privaten Schwimmteichbau reichen nach seiner Ansicht nicht aus, um am Markt dauerhaft zu bestehen. Dabei kann es schon einmal vorkommen, dass Schmitt einem Kunden vom Schwimmteich abrät. Wenn zum Beispiel das Projekt auf Grund der topografischen Lage, seiner Nutzungsfrequenz und durch die Konkurrenz eines nahe gelegenen Schwimmteiches einfach nicht für diese ökologisch und ökonomische Lösung geeignet ist. "Natürlich lebt das Produkt Schwimmteich auch von der Diversifizerung der Badelandschaft," erläutert Schmitt "das bedeutet im Klartext: Wenn es überall das gleiche Angebot gibt, werden auch Schwimmteichen unattraktiv." Auch auf die Frage der Nachbetreuung von Schwimmteichbesitzern bejaht Schmitt. Sie sei zum Teil sehr intensiv, besonders wenn es sich um die jährlich Pflege und den ordnungsgemäßen Betrieb des Schwimmteiches dreht. "Manchmal müssen wir uns als Planer auch schützend vor unsere Kunden stellen," sagt Schmitt schmunzelnd "wenn ein übereifriges Gesundheitsamt bei angeblichen Grenzwertüberschreitungen das Bad schließen will oder sogar die Eröffnung verhindern möchte."

DER SCHWIMMTEICH wollte noch mehr von Claus Schmitt und seiner Arbeit erfahren und hat sich deshalb seine Arbeit an hand der Schwimmteichen WiWaLa Moor im Allgäu und dem Objekt WELLNEUSS im Saunabad Neuss erklären lassen.

DER SCHWIMMTEICH: Herr Schmitt, woher und von wem kam die Idee ein Schwimmteich als Ersatz zum konventionellen Schwimmbad zu bauen?

C. Schmitt: Beim WiWaLa Moor war es der Gemeinderat von Wildpoldsried, der für seine 3000 einwohnerzählende Gemeinde eine Verbesserung der Freizeitqualität erreichen wollte. Gleichzeitig suchte er ein Konzept für die ökologische Ausrichtung der Gemeinde, die eine Nachreinigung der bestehenden kommunalen Kläranlage mittels Schilfklärbeet, die Schaffung von Retentionsflächen für Rückhaltung des Oberflächenwassers, Regenwassers aus dem öffentlichen Wegenetz ergänzen sollte. Da passt ein Schwimmteich als dritter Baustein natürlich optimal ins Schema.

DER SCHWIMMTEICH: Und beim Saunabad in Neuss?

C. Schmitt: Da hatten die Stadtwerke vom Architekturbüro Dr. Krieger den Tipp auf die jüngste derartige Anlage in Bingen bekommen. Und da ein Saunateich Bestandteil des ganzheitlichen Wellnesskonzeptes war, war auch hier die Entscheidung pro Schwimmteich schnell getroffen.

DER SCHWIMMTEICH: Wie kamen Sie bei den beiden Anlagen ins Spiel? Man steht als Planer heute ja einer großen Riege an Wettbewerbern gegenüber.

C. Schmitt: Die Gemeinde Wildpoldsried hatte die Anlage in Roßhaupten am Forggensee (Allgäu) besichtigt und wollte auf keinen Fall ein konventionelles Freibad, sondern lieber eine Badestelle. Über den Kontakt mit den Betreibern in Roßhaupten kamen die Gemeindevertreter auf die Anschrift meines Büros. Auch beim Saunabad Neuss lief es über Verbindungen. Die Wasserwerkstatt Bamberg ist Netzwerkpartner vom Büro Dr. Krieger und hat in 2006 vier derartige Anlagen ähnlich wie Neuss projektiert. So war der Kontakt schnell und unkompliziert für beide Seiten hergestellt.

DER SCHWIMMTEICH: Waren denn die späteren Betreiber und die Gemeindemitglieder in die Entscheidungsfindung eingebunden? Gab es negative Meinungsäußerungen und wie wurde mit ihnen umgegangen?

C. Schmitt: Beim WiWaLa Moor war es die einstimmige Beschlusslage des Gemeinderates eine derartige Anlage zu schaffen, im Saunabad Neuss dagegen die Entscheidung der Stadtwerke , ein konventionelles Freibad zu schleifen und einen Wellnesstempel mit Saunadorf zu bauen.

DER SCHWIMMTEICH: Einen Wellnesstempel?

C.Schmitt: Ja, Neuss ist eine sehr klare Orientierung auf high end wellness für ca. 22,00 € pro Tag. Im TOP Segment der gehobenen Saunanbieter der Region, WiWaLaMoor dagegen ist eine kostenfreie Badestelle der Gemeinde mit kleinem Kioskbetrieb. Es ist schon sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich oder sogar gegensätzlich die Anforderungen sind. Zwar haben beide Bauherrn bewußt auf eine Wassererwärmung verzichtet, aber das sind auch schon alle Gemeinsamkeiten. Im WiWaLa Moor geht es in erster Linie um die Nahversorgung der Gemeinde mit einer kostengünstigen Bademöglichkeit. In Neuss dagegen sollten die Schwachlastzeiten in den Monaten April bis September attraktiver werden. Anlagen wie "Die Welle" in Güterloh haben gezeigt, dass Saunaanalgen mit Schwimmteichen in diesen Monaten bis zu 100% besser ausgelastet sind als Anlagen mit konventionellen Bädern. Ein klares Argument "Pro" Schwimmteich.

DER SCHWIMMTEICH: Dann unterscheiden sich die Schwimmteiche in den Bauweisen deutlich?

C.Schmitt: Nein, lediglich die Nutzung ist sehr verschieden, die Technik unterscheidet sich kaum. Wir setzen auf einen integrierten Filter, quasi ein weiterentwickeltes Einkammersystem mit gesicherter Wasserführung und einem aufgesetzten Tropfkörper vom Typ Neptun. Eckpunkte der Planung, besonders für die Dimensionerung war die Anzahl der Badegeäste und die Einpassung und das bestehende Landschafts- bzw. Gartenkonzept. Das war bei beiden Anlagen sehr gegensätzlich.

DER SCHWIMMTEICH: Kam denn nie die Frage nach der Alternative "konventionelles Schwimmbad" auf?

C. Schmitt (lachend): Da muss ich Sie enttäuschen, in beiden Fällen gab es keine Alternativdiskussion Schwimmbad-Schwimmteich. Die Entscheidungen standen fest.

DER SCHWIMMTEICH: Aber irgendwo muss doch der Haken sein. Ging alles wirklich so reibungslos, ohne Limit?

C. Schmitt: Nein, natürlich gab es ein Limit. Das lag bei beiden Anlagen in einer finanziellen Obergrenze. Für das WiWaLa Moor deckelte man das Gesamtpaket auf 860.000 €, wovon für den Schwimmteich rund 280.000 € übrig blieben. Im Saunabad Neuss dagegen gab es einen Pauschalauftrag für ein Stück Schwimmteich incl. aller Projektierungskosten. Da muss man sehr genau und präzise arbeiten, damit jeder Handwerker und Planer auch sein entsprechendes Honorar bekommt. Und natürlich gibt es immer wieder Spannungen und Überraschungen bis kurz vor der Eröffnung. Wenn z. B die Wasserwerte einen Tag vor Eröffnung mit 11 KBE Pseudomonas um einen einzigen Keim über den Grenzwert von 10 KBE lagen (und nicht okay sind) und das Gesundheitsamt meint, es muss die Anlage sperren und alle Beteiligten kriegen die Panik, dann wird es erst richtig Spannénd und die jahrelange Erfahrung im Umgang mit Diesem Thema und Diplomatie mit den Behörden sind gefragt das schon die Laune verderben.

DER SCHWIMMTEICH: Herr Schmitt, wie beurteilen Sie das Algenproblem in Schwimmteichen?

C. Schmitt: Algen sind ein Thema, ganz klar. Je besser die Filter und je klarer das Wasser umso stärker bilden sich Fadenalgenbeläge auch noch in 3,60 Metern Tiefe! Grundsätzlich versuchen wir, zum Teil auch technisch, die Phosphorkonzentration zu reduzieren oder Algen in eigenständigen Filterbereichen auch zu zu lassen.

DER SCHWIMMTEICH: Das heißt, Sie tolerieren Algen auch im Schwimmteich?

C. Schmitt: Natürlich, sie gehören zum Schwimmteich dazu, sind Teil des biologischen Systems. Geschickt eingesetzt können sie womöglich sogar hilfreich für den Schwimmteich sein. Wissenschaftler der Hochschule Wädenswil in der Schweiz versuchen zur Zeit, diese Prozesse in einem Algenrasenfilter technisch auf zu bereiten und für den Schwimmteichbau praxisgerecht zu machen.

DER SCHWIMMTEICH: Zum Schluss noch ein Frage Herr Schmitt: Wie sieht für Sie die Zukunft der Schwimmteiche aus? Werden sie sich im "täglichen Gebrauch" und eine Alternativ zu herkömmlichen Schwimmbädern sein?

C. Schmitt: Für die Zukunft der Schwimmteiche sehe ich gute Chancen als ein neues Segment des Badangebotes für Kommunen, Vereine und private Bauherrn. Sie sind sicher kein Allheilmittel gegen teure Bäder und es kommt sehr stark auf die Einzelsituation, z. B. die Nutzungsfrequenz und Konkurrenz zu anderen Bädern. Andererseits müssen die in diesem Segment tätigen Planer und Bauer aber auch an einer Optmierung der Anlagen und des Image arbeiten. Schlagzeilen von Schließungen von öffentlichen Bädern sind im Prinzip Gift für diesen Markt und für alle Beteiligten. Dazu tragen natürlich auch zum Teil überzogene Grenzwerte und Parameter der Hygiene Bei. Hier liegt noch ein weites Feld vor uns!

Ein erster wichtiger Schritt ist gerade Anfang Mai 2007 gelungen!!!

Seit Mai 2007 ist unserer Branche der Schwimmteichbauer dank des Engagements des Arbeitskreises ABS im Dialog mit dem UBA und dem Landesgesundheitsamt Niedersachsen gelungen, den Grenzwert von Pseudomonas aer. für die sofortige Schließung und sofortigem Badeverbot von 10 KBE auf 100 KBE gemäß Vorgabe der WHO an zu passen

DER SCHWIMMTEICH: Herr Schmitt, vielen Dank für diesen positiven Blick in die Zukunft und das gemeinsame Gespräch.