Pünktlich zum Beginn der Sommerferien öffnet nach fast dreimonatiger Bauzeit das Freibad Oberschneiding seine Pforten. Das Gelände wurde völlig neu gestaltet und die Reinigungstechnik komplett erneuert. Dabei setzt die Gemeinde Oberschneiding künftig auf eine absolut natürliche Reinigungstechnik und verabschiedet sich gänzlich von der bisherigen Wasserreinigung mittels Chlor. Die geschätzten Kosten von ca. 310.000 Euro konnten durch niedrigere Ausschreibungsergebnisse und die tatkräftige Mithilfe des neugegründeten Freibadfördervereins auf ca. 260.000 Euro gesenkt werden.
Die technischen Kenndaten des Naturschwimmbad Oberschneiding ist ein Wasservolumen von ca. 660 qm und ein Bade- und Nutzungsbereich von ca. 612 qm. Der Schwimmerbereich ist 550 qm und der Kleinkinderbereich als Kaskadenbecken separat 60 qm groß und die Tiefe ist bis 0,30 m des Kleinkinderbeckens. Die Pflanzenfilter und Regenerationsbecken habe eine Gesamtfläche von ca. 215 qm. Filter 1 ist als Trockenfilter extern ausgelegt und hat eine Größe von 140 qm und Filter 2 am Schwimmbereich anliegend, hat einen Nassfilter und Aquakultur mit 75 qm. Die Gesamtwasserumwälzung des Beckenvolumens bei Volllast beträgt circa 2,5 mal pro und und die Bauzeit betrug nur 11 Wochen, vom 20. Mai 2010 bis zum 31. Juli 2010.
Die Umstellung des Freibades mit konventioneller Chlortechnik auf ein Freibad mit Biologisch-mechanischer Wasseraufbereitung als Naturfreibad. Badewasser ohne Chlor oder anderer chemischer Zusätze ist angenehm im Geruch und reizt die Binde- oder Schleimhäute nicht. Empfindliche Personen oder Allergiker können darum ohne Bedenken den Badebesuch genießen. Natürliches Wasser fühlt sich auf der Hautoberfläche viel weicher und angenehmer an.
Die Wasserreinigung erfolgt über die eingebauten natürlichen Filteranlagen aus gestuften Sanden und Kiesen und vor allem über das im belebten Wasser vorhandene Phyto- und Zooplankton, welches - in großen Mengen vorhanden - das gesamte Teichwasser einmal am Tag filtriert.
Wasserpflanzen befinden sich nur im Regenerationsbereich und im externen Pflanzenfilter. Im Filter tragen die Pflanzenwurzeln vor allem zur Offenhaltung des Filterkörpers bei und ermöglichen die Ansiedelung des sogenannten Biorasens aus Bakterienstämmen. Im Regenerationsbereich befinden sich hauptsächlich Schwimmblatt- und Unterwasserpflanzen. Sie sind vor allem in der Lage, Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor dem Badewasser zu entnehmen. Ferner sind sie Lebens- und Rückzugsraum des Zooplanktons, vor allem der so genannten „Wasserflöhe“ aus der Gattung Daphnea.
Im Vergleich zu einem herkömmlichen unbeheizten Freibad erwärmt sich das Naturbad schneller wegen der größeren vorhandenen Wasserflächen – hierbei vor allem wegen der zusätzlichen Flachwasserzonen. Erfahrungen aus bisherigen Anlagen zeigen, dass pro auftretendem Sommertag mit Temperaturen von mehr als 25 ° C in den Monaten Juni, Juli und August die Badewassertemperatur um etwa 2 bis 3° C zunimmt, bis sie eine Obergrenze von etwa 25 bis 26 °C erreicht hat. Gemäß dem Entwurf der Badewasserkommission sollte die Temperatur des Badewassers 25 °C nicht übersteigen.
Mikroorganismen sind Kleinstlebewesen, die man mit dem bloßen Auge nicht oder kaum wahrnehmen kann. Sie kommen in jedem natürlichen Gewässer und Ökosystem vor. In einem belebten Wasser herrscht ein Gleichgewicht zwischen Räuber- und Beutetieren, so dass krankheitserregende Keime auf natürliche Weise reduziert werden. Untersuchungen an der Universität Graz haben ergeben, dass coliforme Keime in Kleinbadeteichen innerhalb von 24 Stunden um den Faktor 104 reduziert werden.
Die Natur benötigt etwa 2 bis 3 Jahre, bis die Pflanzenwurzeln den Pflanzenfilter vollkommen durchwachsen haben, so dass man dann von einem Optimum an Reinigungsleistung sprechen kann. Nach Neubefüllung der Badeteichanlage (z. B. nach einer Reinigung im Frühjahr) benötigen die Mikroorganismen etwa 2 bis 3 Wochen, um sich zu regenerieren und ein Gleichgewicht im Wasser herzustellen. Die Anlagen sind jedoch so konzipiert, dass sie bereits im ersten Jahr 60 % der Filterleistung des Optimums erreichen und die Reinigung für die vorgesehene Badegastkapazität sicherstellen.
Das Naturbad stellt eine Alternative zum herkömmlichen technischen Freibad dar. Der Hauptvorteil gegenüber technischen Bädern liegt vor allem in der kostengünstigeren Erstellung und Betrieb der Anlage. Im Vergleich zu den High-Tech-Freibädern mit Filterkesselanlagen, Chlordosierung und hohem Energieverbrauch stellt das Naturbad eine Art Low-Tech-Anlage dar. Voraussetzung zur Schaffung eines Naturbades sind jedoch ausreichend vorhandene Flächen für die notwendigen Pflanzenfilter, eventuell auch außerhalb des eigentlichen Freibadgeländes und Flächen für eine Beckenerweiterung. Die gesamt Anlage wurde geplant von Claus Schmitt, Wasserwerkstatt Bamberg. Die Landschaftsgestaltung und der Leitungsbau wurde ausgeführt von der Fa. Majuntke, Deggendorf und die Elektro- und Pumpentechnik von der Fa. Wieser aus Reißing.
1. Bürgermeister Ewald Seifert und 3. Bürgermeister Konrad Schmerbeck bei der Übergabe
des Naturbades mit Mitarbeitern der Gemeinde und den ausführenden Firmen Schmitt und
Majuntke