Planer Claus Schmitt (links) von der Wasserwerkstatt überreichte einen Schwimmreifen und hofft, dass dieser nie bei einem Notfall im Naturbad zum Einsatz kommen muss. Über das Geschenk freuten sich (von links) Holger Enenkiel, 1. Vorsitzender des Fördervereins, 1. Bürgermeister Joachim Lang und Herbert Kern, einer der besonders fleißigen Helfer.
WEISSENBRUNN – Das Naturbad Weißenbrunn ist nicht nur eine idyllische Stätte zum Schwimmen. Seine Sanierung ist ein Beispiel, was eine funktionierende Dorfgemeinschaft bewegen kann. „Mut und Beharrlichkeit haben sich ausgezahlt“, stellte Holger Enenkiel, 1. Vorsitzende des Fördervereins, bei der Eröffnung mit Stolz fest. Die Feier hatte spürbar familiären Charakter, denn kaum einer der Anwesenden hatte nicht irgendeinen Beitrag zur Modernisierung des Bads geleistet.
„Auf diesen Tag haben viele gewartet“, weiß 1. Bürgermeister Joachim Lang. Das Naturbad habe deutlich an Attraktivität gewonnen. „Das ist ein schöner Tag – für Weißenbrunn, für die Gemeinde Leinburg und für die ganze Region.“ Lang lobte alle Beteiligten, die das Projekt zügig zum Abschluss gebracht hatten. Besonders hob er Claus Schmitt von der Wasserwerkstatt hervor. Der Architekt habe die Sanierung durchdacht konzipiert und maßgeblich zum tollen Ergebnis beigetragen. Die vielen freiwilligen Helfer hätten mit Herzblut und Engagement ihr Bad umgebaut. „Ohne ihren andauernden Einsatz wäre die Renovierung nicht zu schaffen gewesen“, betonte der Bürgermeister.
Denn der finanzielle Rahmen der Gemeinde war eng. Lange, aber vergeblich suchte sie nach Zuschusstöpfen. Verteilt auf zwei Haushaltsjahre deckelte der Gemeinderat ihren Kostenanteil auf 400.000 Euro. Den Rest zu den rund 600.000 Euro musste der Förderverein aufbringen – durch Spenden oder durch Arbeitsleistung. Lang zollte dem Verein dafür großen Respekt. „Das Naturbad ist das einzige im Landkreis, und auch die Umsetzung ist einzigartig.“
Rund 1960 Arbeitsstunden leisteten die 126 Helfer, berichtete der 2. Vorsitzende Peter Dietl. „Nicht mitgerechnet sind die zahlreichen Stunden außerhalb der offiziellen Zeiten“, an denen kräftig Hand angelegt wurde. Der Andrang bei den Freiwilligendiensten war teilweise so groß, dass manche auf das nächste Wochenende vertröstet werden mussten. Wer arbeitet, muss sich auch stärken. Damit dieser Part nicht zu kurz kommt, brachten die örtliche Gastronomie und Privatleute Essen vorbei. Handwerksbetriebe stellten kostenlos Material zur Verfügung.
Wie intensiv der Zusammenhalt unter den Weißenbrunner Vereinen ist, zeigen diese Beispiele: Die Freiwillige Feuerwehr spritzte mehrfach mit ihrer Ausrüstung das Becken aus. Beim FSV steht die energetische Sanierung des Sportheims an. Die wurde aber auf Herbst verschoben, damit Mitglieder beim Naturbad mit anpacken konnten. Die Sängerliebe umrahmte die Eröffnungsfeier musikalisch und änderte den Text eines Liedes über Weißenbrunn so um, dass auch das Naturbad darin vorkam. Die Wasserwacht wird weiterhin ihren ehrenamtlichen Dienst in der Anlage verrichten.
Peter Dietl dankte dem Gemeinderat für seine Entscheidung, die Sanierung anzupacken, „und für das Vertrauen in uns, dass wir unsere Zusagen auch wirklich einhalten“. Die Kooperation der Kommune mit den Bürgern hält er für ein zukunftsträchtiges Modell auch für Projekte in anderen Gemeinden.
Planer Claus Schmitt räumte ein, dass er zunächst ungläubig reagierte, als die Sanierung tatsächlich losgehen sollte. Bei ähnlichen Projekten seien Zuschüsse von 20 bis 40 Prozent die Triebfeder. In Weißenbrunn waren die Mittel nicht von Anfang an in vollem Umfang da. „Wir mussten daher kostenbewusst und kompakt bauen.“ Im Laufe der Zeit kam dann doch noch das ein oder andere Extra hinzu. So waren der Holzsteg und das Kinderbecken erst nach einer Spende über 52.000 Euro des Naherholungsvereins Lorenzer Reichswald schon jetzt zu realisieren.
Nach neun Jahren Planung verlief die Bauphase sehr kurz. „Das lag an allen Helfern und am guten Wetter“, blickte Schmitt zurück. Der Spatenstich fand am 22. August statt. Zum ersten Advent war man mit den großen Bauarbeiten bereits fertig. Bis zur Eröffnung hat die Anlage eine enorme Aufwertung erfahren.
Landrat Armin Kroder hatte sich beim Naherholungsverein intensiv für den Zuschuss eingesetzt, obwohl die Maßnahme nicht ganz den Vorgaben der Satzung entsprach. Er überreichte dem Förderverein einen Scheck und lobte die Weißenbrunner „öffentlich, laut und berechtigt für ihre gemeinschaftliche Arbeit“. Zusammen hätten sie ein „Riesenprojekt“ gestemmt. „Es ist Wahnsinn, dass man dieses Bad auch noch ohne Eintritt nutzen kann.“
Das soll auch bis auf Weiteres so bleiben, selbst wenn Walter Bachmeier, der 1. Vorsitzende der örtlichen Wasserwacht, eine Änderung anregte. Mit Einnahmen könnte man eventuell unter der Woche eine hauptamtliche Kraft für die Aufsicht im Bad einstellen. Er hofft, dass man dazu noch eine Lösung findet.
Holger Enenkiel dankte allen Spendern und nutzte die Gelegenheit, für eine Mitgliedschaft im Förderverein zu werben. Der Beitrag sei sehr niedrig, aber sehr gut angelegt. Denn die Arbeit des Vereins geht weiter. Er wird sich nicht nur um den Unterhalt des Bads kümmern. Die Anlage soll in den nächsten Jahren weiter modernisiert werden. Vor allem im Umkleide- und Sanitärbereich besteht Handlungsbedarf.
Mit der Eröffnung hat man jetzt aber schon einen großen Schritt gemacht, und das wurde kräftig gefeiert. Den kirchlichen Segen für das Bad und seine Nutzer spendeten Pfarrerin Ursula Kronenberg aus Altdorf und Pfarrer Hermann Plank aus Leinburg.
Ganz Mutige schwammen trotz frischer Temperaturen. Andere besichtigten das Naturbad lieber von außen oder ließen sich Kuchen, Gegrilltes, Leberkäs, Sekt und weitere Getränke schmecken. Um Geld für die nächsten Projekte zusammenzubekommen, verkauften Jugendliche zugunsten des Fördervereins limitierte Badeenten. Auf dem Parkplatz präsentierten sich die Feuerwehr und die Wasserwacht-Ortsgruppen aus Weißenbrunn, Feucht und Röthenbach. Später sorgten die Chains im Festzelt für Stimmung.
MARTINA RÜSING