Überzeugende Geste bei Einweihung des Ebracher Naturbades - Großartiges Engagement der Bürger
von Anette SchreiberEBRACH. Besser hätte alles vermutlich kaum laufen können: die Einweihung und Wiedereröffnung des Ebracher Freibades. Strahlender Sonnenschein und damit bestes Badewetter war der gut besuchten Einweihungsfeier beschieden; die Entscheidung für das unkonventionelle Naturbad wurde durch das von Gemeinde und Bürgern gemeinsam gestemmte Großprojekt mit der feierlichen Eröffnung gekrönt.
Vermutlich werden sich nie wieder so viele Bekleidete bei der Schwimmstätte im Weiherseetal einfinden, wie es beim Festakt am vergangenen Samstag der Fall war. Die Massen strömten und erwiesen dem großen Gemeinschaftswerk, das in nur neun Monaten Bauzeit dank enormen Bürgerengagements für die veranschlagten 600 000 Euro realisiert werden konnte, ihre Reverenz.
Zweitem Bürgermeister Jürgen Ulrich oblag es, die zahlreich erschienenen Gäste, darunter die regionale Politpromi-nenz, willkommen zu heißen und die Geschichte des Bades zu skizzieren. Diese geht demnach auf das Jahr 1919 zurück, in dem "Ärger mit dem Zuchthaus" im Zusammenhang mit dem Baden in den Handthalweihern notiert ist. Deswegen suchte der Steigerwaldklub nach einem Gelände für ein Schwimmbad. 1926 wurde der Leichtsweiher (wo heute das Bad steht) gepachtet, eine Umkleidehalle aufgestellt. Um finanzielle Unterstützung ersuchte man beim Gemeinderat 1928 nach, der seine Ablehnung mit auftretenden Missständen - dem gleichzeitigen Baden von Personen beiderlei Geschlechts -begründete.
Das war 1954 "vergessen". Die Gemeinde übernahm das Bad, dessen Betrieb allerdings 1967 das Gesundheitsamt untersagte, sodass mit dem Neubau einer regulären Schwimmstätte begonnen wurde, eine der modernsten im Steigerwald - seinerzeit. Mitte der 90er Jahre gab es zunehmend Probleme mit der Filtertechnik, die nicht mehr dem Stand der Technik entsprach. Trotz mehrerer kosmetischer Maßnahmen und intensivstem Bemühen konnten die gesetzlichen Vorgaben nicht mehr erfüllt werden, so dass das Bad 2002 geschlossen werden musste. "Eine Katastrophe für den Fremdenverkehrsort", rekapitulierte der Zweite Bürgermeister. Für den Neubau eines konventionellen Bades hätte man 3,6 Millionen Euro aufbringen müssen, Förderungen gab es keine. Gerettet werden konnte die Schwimmstätte letztlich durch Konzentration auf das Naturbad-Konzept. Hierfür kooperierte man mit der Wasserwerkstatt Bamberg und sammelte in Lehrfahrten Informationen, bis die für Ebrach maßgeschneiderte Lösung stand. In diese flössen immer mehr Anregungen aus dem Marktgemeinderat ein.
Über die praktische Umsetzung des Projektes referierte Erster Bürgermeister Max-Dieter Schneider. Er thematisierte darin die große Leistung, das Bad ganz ohne Fördermittel geschultert zu haben, was aber nur dank des enormen Einsatzes der Bürger in über 4000 ehrenamtlichen Stunden und mit steter Unterstützung durch die Verwaltung möglich war. Andererseits stellte er die perfekte Ergänzung der Ehrenamtlichen etwa mit der Fachfirma John aus Hallstadt heraus. Nicht zuletzt trugen die hohen Spenden aus der Bevölkerung mit insgesamt 40 000 Euro und aus Vereinsvermögen (20 000 Euro) zur Verwirklichung bei. Neben all den Helfern (nahezu die gesamte Bevölkerung, "vom Enkel bis zum Opa") zollte er der Schwimmbadinitiative als Motor und Spendensammler (bislang wurden 25 000 Euro erwirtschaftet und ins Bad investiert) Respekt. Zufrieden zeigte Schneider sich mit der Entscheidung heimische Firmen zu beauftragen. Seine Ausführungen mündeten in die Feststellung, das Bad könne sich sehen lassen und brauche keinen Vergleich zu scheuen. Es sei ein "Mut machendes Werk in einer Zeit, in der alle jammern." Er äußerte abschließend den Wunsch, das neue Naturbad möge ein Anziehungspunkt im Steigerwald werden, für alle die Ruhe, Erholung und Entspannung suchen. "Überzeugen sie sich von der tollen Wasserqualität", forderte er abschließend auf... und lieferte mit einer ungewöhnlichen Demonstration gleich selbst den Beweis: Mit Anne Bönisch von der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer stieß er - mit Beckenwasser - aufs Naturbad an. Als "mutigen Schritt" lobte Bezirkstagspräsident und Landrat Dr. Günther Denzler die Entscheidung für das Naturbad, das nun dank einer erstaunlichen Gemeinschaftsleistung Alleinstellungsmerkmal des Marktes geworden sei. Wie der Bürgermeister dankte auch er allen, die zu diesem Werk beigetragen haben. Er wünschte einen heißen Sommer und "viel Spaß im natürlichen Nass". MdL Heinrich Rudrof machte den Ebrachern ebenfalls ein Kompliment dafür, wie sie "entflammt" und mit so einer Einstellung das Projekt angegangen sind.
Der unterfränkische Nachbarbürgermeister Oskar Ebert (Rauhenebrach) hatte nicht nur einen Spendenscheck im Gepäck, er sparte wie seine Vorredner nicht mit Lob für das "wunderschöne Freibad", das gerade für den Tourismus, aber auch die Kinder bedeutend sei.
In die Reihe der Spender reihte sich u.a. neben Burgebrachs Bürgermeister Georg Bogens-perger für Burgwindheim Heinrich Thaler ein, der die Bedeutung des Ebracher Bades für die wohnortnahe Erholung unterstrich. "Gehen wir oft baden, aber nicht unter", ermunterte er zum Badbesuch.
Für die Schwimmbadinitiative zeigte sich Ina Wiedemann stolz auf das Erreichte, "ein Schmuckstück". Sie beleuchtete einmal mehr den strapaziösen Weg zum gelungenen Gemeinschaftswerk, für das man unter anderem bis an die Knie im Schlamm gestanden hatte. Die offizielle Übergabe des Bades nahm, nicht ohne Stolz, der Planer, Dipl.-Ing. Claus Schmitt, vor. Auch er hob das enorme Engagement der Helfer hervor, die Hand in Hand mit den Firmen arbeiteten. "So etwas habe ich noch nicht erlebt." Trotz widrigen Wetters habe man, nicht zuletzt auch auf stetiges Drängen des Bürgermeisters hin, den Zeitplan einhalten können. Als Spende hatte er den Entwurf einer Infotafel dabei, statt Schlüssel überreichte er einen Rettungsring.
Den kirchlichen Segen spendeten dem Naturbad die beiden Ortsgeistlichen Helmut Oppelt und Hubertus Förster, die dabei den Bezug zum nassen Element herausarbeiteten. Nachdem sich schon viele im natürlichen Nass getummelt hatten, durfte eine Schwimmstaffel der Realschule es offiziell einweihen. Trampolinvorführungen der Ebracher Asse sorgten für weitere Kurzweil beim heiteren und von Zufriedenheit wie Stolz geprägten Treiben in der schönen und flotten Freizeitanlage.
Musikalisch umrahmt wurde die Einweihung von den Steigerwaldmusikanten Ebrach-Großgressingen und dem "Liederkranz" Ebrach.