Wie ein See nur sauberer: Das Naturbad Riehen ist eröffnet

Badische Zeitung vom 16.06.2014

Mitten in einem Lärchenholzwand liegt es: Das Riehener Naturbad. Chlor im Wasser gibt es hier nicht. Dafür Pflanzen, die bei der Klärung helfen. Am Wochenende wurde das Bad eröffnet.

libellen im Naturbad gargazon

Eine heiße Woche liegt hinter uns, in der die Temperaturen regelmäßig über 30 Grad kletterten. Und ausgerechnet heute, wo es sich grade mal auf um die 23 Grad erwärmt, was sich schon wirklich kühl anfühlt im Vergleich mit den letzten Tagen, ausgerechnet heute ist die Eröffnung des Naturbades Riehen. Es liegt direkt an der Wiese, mit idyllischem Blick Richtung Riehen und dem Chrischona-Turm. Eine Lärchenholzwand legt sich wie eine Hand um Bad und Erholungszone, sodass man vergisst, dass die Straße auch direkt daran vorbeigeht.

Zunächst trudeln die Besucher etwas gemächlich ein. Eine Stunde nach der Eröffnung ist das Naturbad jedoch recht gut besucht. Dennoch trauen sich nicht alle Besucher ins Wasser, was aber angesichts der relativen Kühle nicht verwunderlich ist. Und so teilen sich die Besucher: Die Älteren beobachten von der Dachterrasse aus, die Jüngeren plantschen und schwimmen bald vergnügt.

Frisches Wasser aus der Leitung

Claus Schmitt von der Wasserwerkstatt, der maßgeblich an der Planung des Bades beteiligt war, erklärt bei einer Führung, was das Naturbad ausmacht. Zu allererst einmal: Es kommt komplett ohne Chlor aus. Das Wasser ist einem Seewasser vergleichbar, allerdings sauberer als ein naturbelassener See. Auch wenn die Wiese direkt nebenan liegt, kommt das ins Naturbad eingespeiste Wasser aus der Leitung. Es wird in den künstlichen See gepumpt, der einen Nichtschwimmerbereich mit Rutsche und Rheinkiesboden hat, einen Schwimmerbereich mit 25 Meter Bahn und einen Sprungturm von nahezu drei Metern Höhe. Das Wasser wird 24 Stunden am Tag gesäubert. Versteckte Skimmer saugen Fett und Pollen von der Oberfläche ab und unterhalb der Kiesschicht wird das Wasser abgepumpt, einmal unter der Straße durchgeleitet und kommt auf der anderen Seite in die Wasseraufbereitung. Diese schmiegt sich an den Hang am Fuße des Tüllinger Berges und erinnert an Reisfelder in Terrassenbauweise. Durch eine zwei Meter dicke Schicht Kalksplitt wird das Wasser gefiltert und anschließend wieder unter der Straße entlang zurück ins Schwimmbecken transportiert. Beheizt wird das Wasser nicht, stattdessen wird ab 26 Grad Wassertemperatur Kaltwasser zugeführt.

Im Schwimmbecken selbst helfen Pflanzen und Mikroorganismen bei der Klärung. Und diese Pflanzen sind überaus hübsch anzuschauen. Die Uferzonen sind von Schilf, Rohrkolben, Blutweiderich und Iris bewachsen, in den Erholungszonen tanzen die Wasserläufer auf der Oberfläche, kleine Wasserschnecken wandern an den Wänden zu den Randzonen vor sich hin. Man fühlt sich wie in einem gepflegten See.

Schnuppertauchen im künstlichen See

Später am Nachmittag lässt sich die Sonne doch noch zwischen den Wolken blicken und dann ist es auch gleich heiß. Das Wasser füllt sich, Kinder plantschen, rutschen, toben, die größeren testen den Sprungturm mit Ein- und Dreimeterbrett. Und auch sonst ist immer mehr los. Die Führungen am Nachmittag sind alle gut frequentiert, das Seifenblasenangebot vom Spielzeugmuseum Riehen wird gut angenommen und eine Bastelstation, an der Kinder sich eigene Buttons malen können, ist auch immer gefüllt. Das Schnuppertauchen mit kompletter Tauchausrüstung ist vor allem bei Jugendlichen beliebt, die berichten, dass man erstaunlich gut unter Wasser sehen könne.

Der Arschbombenwettbewerb ist der Höhepunkt des Nachmittages. Jugendliche und Erwachsene treten an, eine strenge Jury bewertet die Sprünge nach Eleganz der Körperhaltung und Höhe des Spritzwassers und kürt nach zwei Runden die Sieger: Davide Volante, 14 Jahre, und Nomenyd Ecienne, 12 Jahre.

Der Geruch? Erinnert ganz leicht an See

Und wie schwimmt es sich? Sehr gut. Das Wasser fühlt sich angenehm an, es riecht ganz leicht nach See, hat eine angenehme Temperatur von 24 Grad und ist ziemlich klar. Es brennt nicht in den Augen, reizt nicht die Atemwege, es ist Wasser zum Wohlfühlen. Und auch diejenigen, die sonst die vermeintliche Sterilität eines gechlorten Schwimmbades ohne Wasserlebewesen schätzen, sollten mal einen Fuß ins Naturbad Riehen wagen.

Einschränkend zum schönen Angebot von Schwimmbadseite muss jedoch auch gesagt werden, dass durch die räumlich dicht beieinanderliegenden Bereiche für unterschiedliche Zielgruppen (Bistro neben dem Kleinkindbereich, Schwimmerbahnen direkt neben dem Nichtschwimmerbereich) einige "Generationenkonflikte" zu beobachten waren. Die älteren Besucher fühlten sich zum Teil durch die tobenden, rennenden, spritzenden, lebenslustigen Kinder gestört und reagierten mit empörtem Unverständnis auf unbeabsichtigte Spritzer oder Rempeleien.

Alles in allem: Ein tolles Schwimmbad, das die Bäderlandschaft in der Region um etwas wirklich Neues erweitert. Familien mit Kindern wünscht man etwas mehr Wohlwollen vonseiten der anderen Gäste und den Älteren bleibt zu wünschen, dass sie eine ruhige Ecke für sich finden mögen.