TAZ vom 27. Juli 2007
Warum auf dem Land die solaren Macher wohnen und die Großstädter keine Ahnung haben von nix
Erst mal eine wichtige Mitteilung in Sachen Titelschutz: Die von Ökosex entwickelten Überschriften "Knalli Knall bei Vattenfall'; " "Bei Vattenfall geht's Knall auf Fall" "Mehr Rauch als Schall bei Vattenfall", "Im Vallenfall ist Halligall", "Vattenfall im Hühnerstall" sowie "Wat'n im Fall Vatten?" dürfen ab heute in Presse und elektronischen Medien verbreitet werden, Einzige Bedingung Ist dabei der Hinweis auf das Original "Wat'n Knall bei Vattenfall", denn so heißt ja bekanntlich das Musikvideo der Kolumnenband Ökosex. Da ich wiederholt gefragt wurde, wo bitte schön dieses Video locker und easy zu Finden sei, kommt hier das erste Ökosex-Sommerratsel: das Vorderteil bist du in einer anderen Sprache, oder die erste Silbe einer irischen Rockband, wo der Sänger immer eine Sonnenbrille trägt, auch wenn die Sonne nicht scheint. Und im Hinterteil ist das, worauf eilige Autofahrer drücken, was wiederum das Gegenteil der solaren Effizienzrevolution bedeutet. Jetzt zur "Ökosex-Sommerreise" und weiteren Rätseln.
Wir sind mit dem Ökosexmobil von Maastricht 550 Kilometer gen Südosten gefahren mit einem Energieverbrauch von weniger als einem Liter reinem Pflanzenöl pro Passagier, um zu ermitteln: Und wo eigentlich schlägt In Deutschland das Herz der solaren Effizienzenzrevolution? Wer hat mehr kapiert: Großstadtnasen oder Landeier? Deshalb sind wir da, wo sich Jagst und Kocher gute Nacht sagen im Osten von Württemberg. Beinah 100 Kilometer von der nächsten Großstadt entfernt. Wandernd gucken wir mal, wie man auf dem Dorf so wohnt. Die normale Familie beispielsweise in Neuler haust dem Augenschein nach auf 250 Quadratkilometern in palastartigen Neubauten mit Dreifachgarage. Die Einfahrten zieren C0² schleudernde VW Tourane im Doppelpack. Da scheint es erst mal 1:0 zu stehen für die Großstädter. Weil die behaupten ja gern, sie führen so oft mit der U-Bahn und lebten in bescheidenen Dreizimmerwohnungen. Aber hinterm Haus der ländlichen Neubauten liegt die Biomasse in Form von Scheitholz, weil die nämlich eine hochmoderne Holzzentralheizurig haben. Also da steht es schon 1:1.
Natürlich sagen die Großstädter ein bisschen herablassend zu den Landeiern; "Ach, man braucht doch gar kein Auto!" Was natürlich völliger Quatsch ist, weil kaum ein Bus fährt, keine Linie 1 von Ellwangen nach Niederalfingen. Da muss man aber hin um mal zu sehen, wie man im 21. Jahrhundert eigentlich gepflegt badet. Wir schwimmen im sensationellen Naturerlebnisbad. Da wird das Wasser ähnlich wie in einer Pflanzenkläranlage durch so genannte Repositionspflanzen und Filtersubstrate gereinigt, Nix Chlor und sonstig Chemie. Das ist Ökosex, und viel besser als das Freibad in der Prinzenstraße in Kreuzberg. Da steht es schon 2:1 für das Land!
Jetzt zu den Dächern. Wie sehen denn die Dächer auf dem Land aus? Wir fietsert Ein der Jagst entlang und in der Gegend von Appensee funkeln bei Sonnenschein die Photovoltaikmodule auf den Bauernhöfen, dass es eine wahre Pracht ist. Auch in den Neubaugebieten geht die Solarpost ab. Eine Stichprobe: Von Zehn repräsentativ ausgesuchten Bekannten und Verwandten hatten acht bereits innigen Kontakt mit einem Modul gehabt, solarthermisch oder PV. Heute beispielsweise, während Sie das lesen, montieren wir beim Dommy Kollektoren. Und was machen meine Großstadtbekannten und -verwandten? Die fühlen sich bereits als Mutter Teresa der Energiewende, wenn sie es geschafft haben, den Stromanbieter zu wechseln. Die bedauernswerten Dachlosen haben ja keine Ahnung. Auf dem Land dagegen beherzigt man den Ökosex-Slogan: Strom einspeisen, Konzerne abspeisen. Deshalb steht es jetzt 4:1 für die Landeier, denn dieser Treffer zählt doppelt.
Womit bewiesen wäre: Die Avantgarde der solaren Effizienzrevolution wohnt auf dem Lande und ist flott in Richtung 100-Prozent -Erneuerbare unterwegs sind. Großstädter dagegen sind Weicheier und solare Provinzler. Mehr Beweise unter: www.regiosolar.de.